Jet-Geschichte im MSV Langenau

 

Jetmodelle haben eine ganz besondere Ausstrahlung wegen ihrer Erscheinung und Antriebstechnik. Fasziniert von den Vorführungen der Impeller- und Pulsoflieger auf Flugtagen haben Bernd Leiser und ich Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrtausends erste eigene Versuche gewagt Für uns kam nur ein "echter Strahlantrieb" zum Nachbau in Frage, deshalb schied der Impellerantrieb von vorne herein aus. Turbinen gab es nur vereinzelt, sie waren eigentlich noch nicht für den Modellflug egeignet und schon gar nicht bezahlbar. Deshalb begannen wir zunächst mit Pulsotriebwerken. Durch glückliche Umstände fiel uns irgendwann ein Pulso-Triebwerk vom Typ Dynajet, eine bewährte konstruktion aus Amerika in die Hände. Wir versuchten verzweifelt das gute Stück zum Laufen zu bringen. Wir wußten nur, das man Luft einblasen, Sprit zuführen und zünden muß, aber wie, wo, und wann... Damit bekamen wir nur ein paar Verpuffungen zu Stande, aber die Faszination lies uns keine Ruhe mehr. Das Equipment wurde ständig verbessert, bis das "Rohr" ansprang und später auch sauber lief. Wir besuchten immer wieder Flugtage mit Pulsovorführungen, recherchierten bei den echten Kennern und begannen schließlich selbst mit dem Pulso-bau: größer, leistungsfähiger und leichter als das Dynajet. Nach fast vier Jahren hatten wir eines zum laufen gebracht und konnten außer guten Schubwerten auch eine Drosselbarkeit erreichen. Aus verschiedenen Gründen haben wir es zunächst nicht in ein Modell eingebaut. Man schrieb das Jahr 1992, das Turbinenzeitalter war angebrochen und dieser Herausforderung mußten auch wir uns nun stellen. Im Rahmen der Diplomarbeit eines Bekannten entstand die erste Turbine mit Holzverdichter, die 1995 noch immer unbefriedigend lief. Weiter ging es mit einer Turbinen-Eigenkonstruktion mit Turboladerverdichter basierend auf den gemachten Erfahrungen. Auch hier investierten wir 3 Jahre Entwicklung bis endlich 1998 ein erster Flug auf einer Heinkel Salamander glückte. Dieses Modell, als fliegender Prüfstand brachte uns später noch viel Spaß mit Pulsoantrieb.

 

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Probelauf unserer ersten Turbine in der Dämmerung

 

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So sah die letzte Turbinenentwicklung aus

 

In mehr als 15 Jahren haben wir unzählige Triebwerksvarianten konstruiert, selbst gebaut und mit mehr oder weniger Erfolg betrieben. Spezielle, teilweise sehr aufwändige Modelle mußten gebaut werden. In dieser Zeit sind auch Nebenaggregate wie Pumpen, Einspritzsysteme und Starter entstanden, die auf dem Markt noch nicht verfügbar waren und von uns durch Veröffentlichung zum Nachbau angeboten wurden. So ist also der MSV-Langenau mit uns zusammen ein Teil der Jet-geschichte im Modellbau geworden und hat durch frühes Reagieren auf diese Fliegerei mitgeholfen die Vorraussetzungen für einen genehmigten und sicheren Flugbetrieb zu schaffen. Bernd und ich beendeten 2005 die Turbinenfliegerei nach der Teilnahme an der deutschen Meisterschaft, die für uns den Beweis der Tauglichkeit unsrer Eigenbauten erbrachte. Neue Herausforderungen standen an, und schließlich kann man heute Turbinen an "jeder Ecke" sehen und kaufen, da war mit unseren Mitteln nichts mehr zu entwickeln.

 

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Fliegender Prüfstand 1998, die Heinkel "Salamander"

 

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Der 2001 fertige "Trustno-1"

 

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unser Meisterschaftsmodell 2005, der Twin-jet

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Jo Nüsseler